Alexandre Guilmant (1837-1911) -- eine der großen, schulebildenden Künstlerpersönlichkeiten auf dem Gebiet der Orgelmusik im Frankreich der "Belle Époque": Sein Name ist und bleibt untrennbar mit den Orgeln Aristide Cavaillé-Colls verbunden, denen lebenslang seine ganze Liebe galt. Neben seinen Zeitgenossen César Franck und Charles-Marie Widor gehört Alexandre Guilmant zu den wichtigen Erneuerern der französischen Orgelmusik im 19. Jahrhundert.

Sein umfangreiches kompositorisches Schaffen erfreute sich in den Kirchen und Konzertsälen zu seinen Lebzeiten bereits großer Beliebtheit, geriet jedoch bald nach seinem Tode zunächst in Vergessenheit. Der Orgelbau am Beginn des vergangenen Jahrhunderts schuf viele technische Neuerungen, die Harmonik der damals jungen französischen Komponistengeneration wurde kühner, und auch die spieltechnischen Anforderungen waren anspruchsvoller geworden.

Erst seit wenigen Jahrzehnten ist wieder eine deutliche Hinwendung der Orgelwelt zum Klassizismus Guilmants festzustellen, als eines Meisters, dessen Ruhm und dessen Oeuvre lange Zeit hinter den technisch wirkungsvolleren und musikalisch avancierten Werken der nachfolgenden Organistengenerationen zurückstanden bzw. durch den Einfluss der Orgelbewegung auch ganz bewusst ins Abseits manövriert wurden.

-- 122. Veröffentlichung der "Gesellschaft der Orgelfreunde e.V."; mit einer harmonischen Analyse der acht Orgelsonaten und einem vollständigen Werkverzeichnis.